Der Niederrhein als europäische Region

Die Grenzregion ist einzigartig in Europa. Sie liegt inmitten wichtiger Ballungsräume. Dies bietet erhebliche Perspektiven. Es gilt nun, in den kommenden Jahren innovative Verände-rungen in Gang zu setzen und zu realisieren. Ziel ist es, Werte in der Grenzregion, wie Wohlstand und ein Wohlgefühl, zu schaffen. Andere Grenzregionen, wie z.B. Gronau, Gro-ningen, Maastricht und Venlo, haben bereits eine gemeinsame Entwicklung durchlaufen. Hiervor kann der Niederrhein profitieren, ohne diese Entwicklung zu kopieren.

 

Die Grenzregion ist durch gemeinsame Interessen geprägt:

 

1. Umwelt

 

Die Umweltmedien Boden, Luft und Wasser, ebenso wie Lärm und Naturschutz, sind Fakto-ren bzw. Einflüsse, die nicht an der Grenze aufhören. Insbesondere der Kreis Kleve verfügt über eine 130 km lange Grenze zu den Niederlanden. Deshalb sind der Schutz des Grund-/Trinkwassers und die Luftverschmutzung aus dem Westen (NL) wichtige Themen für die Grenzregion. Das Wasser aus den Baggerlöchern besitzt Trinkwasserqualität. Dafür gibt es jetzt und in Zukunft Bedarf auf beiden Seiten der Grenzregion. Der Schutz und die Reservie-rung dieser Gebiete sind von größtem (ökonomischen) Interesse.

 

2. Grenzüberschreitender Verkehr

 

Nach Inkrafttreten des Schengener Abkommens wurden die grenzüberschreitenden Flugver-bindungen minimalisiert. Auch wegen der stärkeren Luftverschmutzung aus Westen (NL) sind diese Zugverbindungen von größter Wichtigkeit, um den motorisierten Verkehr zu erset-zen. Gleichzeit vergrößert der Ausbau der grenzüberschreitenden Zugverbindungen die Mo-bilität zur und von der Arbeitsstelle.

 

3. Demographische Entwicklung in der Grenzregion

 

Die kleineren Städte und Gemeinden am Niederrhein sind durch Abwanderung in größere Städte bedroht. Krankenhäuser und andere Dienstleistungseinrichtungen müssen verstärkt grenzüberschreitend zusammenarbeiten, nicht nur, um der Schließung zu entgehen (wo-durch die Region weniger attraktiv wird), sondern auch, um Kosten zu sparen.

 

4. Bildung

 

Bildung muss mehr aufeinander abgestimmt sein. In der Grundschule müssen die Kinder Unterricht zur Kultur, Erdkunde und Sprache des jeweiligen Nachbarn erhalten. Vier- und Fünfjährige müssen an einem Spiel-/ Arbeitsplan (Sprache, Rechen, Mathematik) teilnehmen können. Erzieherinnen müssen durch pädagogische Fachkräfte (Ausbildung Hochschule Niederrhein/Rhein-Waal) unterstützt werden. Es muss zu einer verstärkten grenzüberschreitenden Integration des Fachunterrichts kommen. Handwerker, Dienstleister, Freiberufler etc. müssen auf der jeweils anderen Seite der Grenze anerkannt werden. Die deutschen Bildungseinrichtungen müssen sich bereits jetzt auf die Zeit einrichten, in der der Run auf die deutschen Hochschulen und Fachhochschulen wegen des G12 und der Abschaffung der Wehrpflicht wieder abebben wird. Eines der Mittel dazu ist die verstärkte Anwerbung niederländischer Studenten. Die Bildung muss schon in einem frühen Alter europäisch orientiert sein.

 

5. Harmonisierung der Sozialgesetze Deutschland/NL

 

Die unterschiedliche Sozialgesetzgebung im Bereich der Kranken- und Rentenversicherung stellt nach wie vor ein Hindernis für die Niederlassungsfreiheit und Arbeitsnehmerfreizügigkeit dar. Potentielle Grenzgänger fühlen sich deswegen gehindert, eine Arbeitsstelle oder ihren Wohnsitz auf der jeweils anderen Seite der Grenze zu nehmen. Die Sozialgesetzgebung für diejenigen, die im jeweiligen Nachbarland leben oder arbeiten muss daher harmonisiert werden.